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Absolut lesenswert: Kranichland von Anja Baumheier

20. März 2018 Sylvi 2Comment

Ihr Lieben,

ich war 5 Jahre alt, als die Mauer fiel. Meine Erinnerungen an die ersten Kindheitsjahre in der DDR sind also recht schwammig. An vieles erinnere ich mich nicht und dennoch war die DDR immer wieder Thema bei uns zu Hause. Recht bald nach der Wiedervereinigung zogen meine Eltern gemeinsam mit mir nach Hamburg.

Zu Hause aber wurde immer noch Soljanka gekocht, gab es alte Geschirrbestände aus DDR-Zeiten und wurden Kinderbücher gelesen, die in der DDR populär gewesen waren. Meine Kindheit ist also geprägt durch Ost und West, wobei mir dies als Kind natürlich nie so bewusst war. Meine Eltern leben nun mehr seit über 25 Jahren in Hamburg bzw. im Hamburger Umland. Ich bin dort zur Schule gegangen, habe mein Abitur dort gemacht und erst danach hat es mich zum Studieren nach Jena verschlagen. Jetzt lebe ich in Leipzig einer Stadt, die immer wieder herausgehoben wird, wenn es um die Zeit vor der Wiedervereinigung geht – Stichwort Friedliche Revolution.

Die DDR gehört ein Stückweit zu mir, denn es sind meine Eltern, die ganz anders aufwuchsen als ich und die ihre Erinnerungen auch immer wieder mit mir teilten. Im Studium habe ich mich auf wissenschaftliche Art und Weise immer wieder mit dem Sozialismus auseinandergesetzt. Romane, die sich mit der DDR-Vergangenheit beschäftigen hatte ich bisher allerdings nicht gelesen.

Kranichland von Anja Baumheier

Jetzt ist im Rowohlt-Verlag Kranichland von Anja Baumheier erschienen und der Klappentext las sich so spannend, dass ich es unbedingt lesen wollte.

DDR-Geschichte in Form eines Romanes. Anja Baumheier schreibt lesenswerten Roman Kranichland

Die Schwestern Marlene und Charlotte wachsen in den 60er Jahren in Ost-Berlin auf. Während Charlotte für den Sozialismus lebt und ihrem Vater, der am Ministerium für Staatssicherheit Karriere macht, nacheifert, ist die jüngere Marlene eher der Kunst als dem Sozialismus zugeneigt. Als sie sich in den Pfarrerssohn Wieland verliebt und mit ihm in den Westen fliehen will, hat dies fatale Folgen für sie, aber auch für ihre Familie.

Kranichland ist das literarische Debüt von Anja Baumheier, die eigentlich als Lehrerin tätig ist. In ihrem Roman nimmt sie den Leser mit in die Geschichte der Familie Groen zwischen 1936 und heute. Immer wieder gibt es Rückblenden und dann wieder Szenen, die in der Gegenwart spielen. Dieser Aufbau gefiel mir gut und machte das Buch für mich sehr spannend. Dem Geheimnis der Familie Groen kommt der Leser nur langsam auf die Schliche und dennoch ist das Ende nicht unbedingt absolut, sondern könnte auch der Beginn einer Fortsetzung sein.

Anja Baumheier auf der Leipziger Buchmesse über ihr Buch Kranichland

Wie Anja Baumheier im Interview am Samstag auf der Leipziger Buchmesse verriet, wäre eine Fortsetzung im Grunde auch für sie denkbar. Was mich überraschte war, dass sie meint, dass sie diesen Roman eigentlich frei geschrieben hat und sich vorher keinen festen Handlungsverlauf skizziert hatte.

Anja Baumheiers Debüt Kranichland über die Geschichte der Familie Groen ist absolut lesenswert

Allein die historischen Wendemarken boten ihr Orientierung. Das Schreiben, so sagt sie, hat sie gefunden und darüber können wir wirklich froh sein, denn Kranichland ist ein hervorragender Roman, der mich sehr fesselte und bei dem ich fast schon traurig war, als ich ihn zu Ende gelesen hatte. Ich bin gespannt, womit uns Anja Baumheier als nächstes überrascht und werde die Autorin und ihr Wirken auf jeden Fall im Blick behalten, denn sie schreibt einfach phantastisch.

Kranichland bekommt deshalb die Schulnote 1+ von mir und ich spreche hier eine absolute Leseempfehlung aus.

Viel Freude beim Lesen wünscht euch

 

2 thoughts on “Absolut lesenswert: Kranichland von Anja Baumheier

  1. Hallo Sylvi,
    eine sehr schöne Rezension, die wirklich Lust auf das Buch macht.
    Mein SUB ist zwar gerade riesig, aber das macht ja nichts…
    Lg, Andrea

  2. Liebe Sylvi! Mich hat das Buch gefesselt, ich wollte es gar nicht aus der Hand legen. Natürlich hat es mich auch in Erinnerungen schwelgen lassen. An die Autorin ein herzliches Dankeschön und der Wunsch nach einem „Anschluss-Werk“. Tolles Debüt, vielen Dank vom Tiger

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