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Kindergarten – Unsere on/off-Beziehung

1. September 2016 Sylvi 6Comment

Ihr Lieben,

Juli von Juli näht hat zur Blogparade aufgerufen. Ihr Kind beginnt nun mit der Eingewöhnung in den Kindergarten und auch das Bilderbuchbaby ist gerade mittendrin.

Vor etwas mehr als einem Jahr haben auch wir die Einrichtung gewechselt und standen somit vor einer neuen Eingewöhnung. In Leipzig ist die Betreuung für Kinder unter 3 Jahren, im Vergleich zu anderen Bundesländern, doch schon relativ gut ausgebaut. Sowohl bei Tagesmüttern aber auch im Krippenbereich von Kindertageseinrichtungen können Kinder unter 3 Jahren betreut werden. Aber auch hier in Leipzig muss man sich sehr für einen Platz einsetzen und hoffen, dass man zu den „Glücklichen“ gehört, die einen solchen bekommen. Dabei eine Einrichtung zugewiesen zu bekommen, die man sich auch gewünscht hat, gleicht allerdings eher einem Glückspiel. Man kann also schon froh sein, wenn man überhaupt einen Platz bekommen hat und muss eventuell sogar weite Fahrtwege in Kauf nehmen. In unserem Fall bedeutete dies bis zum Wechsel im letzten Jahr zweimal täglich quer durch die Stadt. Zwei Stunden morgens und zwei weitere am Nachmittag waren keine Seltenheit und auf Dauer keine Lösung. MiniMotte blieb also des Öfteren einfach zu Hause, weil das Gekutsche einfach nervig war.

Durch Glück bekamen wir einen Platz in einer neugebauten Kita in unserer Nähe und dachten, dass jetzt alles gut wird. Nach dem im letzten Jahr langandauernden Streik in Kindertageseinrichtungen begannen wir nach vier Wochen zu Hause bei Mama, mit der Eingewöhnung. Auch jetzt aus der Rückschau muss ich sagen, dass es einfach eine schlimme Zeit war. Sowohl für mich als Mama, aber vor allem für MiniMotte und sicherlich auch keine leichte Zeit für die Erzieher. Es lief jedenfalls gründlich schief und mehrfach stand ich kurz davor das ganze Projekt abzubrechen. Nach dem Berliner Modell ist Mama ja in den ersten Tagen dabei und wenn das Kind die ersten Anzeichen zeigt, dass es sich auch mal von der Mama löst, wird versucht, dass diese auch mal den Raum verlässt und die Zeiträume anschließend ausgedehnt.

MiniMotte kannte im Grunde ja auch schon die Fremdbetreuung aber mit dieser neuen Einrichtung, den neuen Kindern und dem neuen Erzieherteam wollte sie nicht warmwerden. Sie wollte zurück in ihren alten Kindergarten zu ihren beiden Freundinnen, die sie auch heute immer noch sehr vermisst, und sie wollte partout nicht dortbleiben. Eigentlich werden ja etwa zwei Wochen für die Eingewöhnung vorgesehen, aber diesem Zeitraum überzogen wir um Längen. Nachdem sowohl die Erzieher als auch ich merkten, dass es keinen Schritt voran, sondern eher 100 zurückging, wurde alles Mögliche probiert.

„Kommen Sie doch mal ganz früh morgens. Vielleicht hilft es ihrem Kind schon den kompletten Tag im Kindergarten zu erleben.“

Ich dachte mir gut, wenn sie das so meinen, dann probieren wir das. Ich glaubte aber nicht, dass es was bringen würde. Auch dieser Versuch brachte natürlich nichts und nach vielen Wochen, vielen Tränen, einem unguten Gefühl bei mir und einem Kind, was immer noch sehr ungern in die Kita ging, wagte eine Erzieherin einen Schritt auf mich zu und meinte:

„Wir müssen noch einmal von vorne beginnen. So kann und darf es nicht bleiben.“

Bis heute rechne ich ihr dies hoch an. Auch mir ging es immer noch nicht gut mit der Situation und ich war froh, dass auch die Erzieher dies erkannten und nach Lösungen suchten.

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Wir begannen also von vorn und es wurde etwas besser. Zumindest weint sie nicht mehr, wenn sie in den Kindergarten gehen soll. Sie hat auch mittlerweile einige Freunde gefunden, aber die müssen dann morgens auch da sein, sonst wird es auch jetzt noch manchmal schwierig. Natürlich gibt es nicht immer Sonnentage und natürlich sind Kinder auch gerne zu Hause, wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Und sicher ist es bei uns noch einmal eine besondere Situation, weil sie wissen, dass Mama sich recht schnell überreden lässt, dass sie zu Hause bleiben können. Wir haben eben die Möglichkeit dazu und ich möchte die Zeit mit meinen Kindern auch bewusst nutzen, doch manchmal benötige auch ich eine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder und bin dann froh, dass wir einen Kindergartenplatz haben. Dennoch denke ich regelmäßig darüber nach, ob es die richtige Entscheidung war die Einrichtung zu wechseln und, ob ich MiniMotte nicht doch komplett zu Hause lassen sollte. Auf der anderen Seite sage ich mir, dass ich schon möchte, dass sie den Alltag mit anderen Kindern in einer Gemeinschaft kennenlernt. Hier im Osten der Republik sieht man morgens kaum ein Kind auf dem Spielplatz. Die Masse der Kinder wird einfach fremdbetreut. Erst heute wieder wurde ich im Biomarkt darauf angesprochen, ob MinMotte denn gar nicht in den Kindergarten geht. Dies zeigt, dass es den Menschen auffällt und sie es als etwas Besonderes ansehen, wenn Kinder oft zu Hause sind oder wie MiniMotte immer nur ein paar Stunden am Tag.

Ich würde es jetzt mal so formulieren: Ja, wir haben einen Kindergartenplatz, aber wir nutzen ihn eben nur nach Bedarf und MiniMotte kann und soll mitbestimmen, wie sie ihren Tag gestalten möchte. Wenn das Wetter gut ist, dann freue ich mich auch mal auf einen entspannten Tag mit den Kids. Es gab aber auch schon Tage, da wollte sie unbedingt in den Kindergarten…

Spätestens in der Schule muss sie sowieso jeden Tag früh aufstehen und kann nicht einfach zu Hause bleiben, warum also nicht die paar Jahre gemeinsam genießen?

Manchmal frage ich mich auch, ob es nicht einfach daran liegt, dass sie mit dem offenen Konzept im Kindergarten nicht zurechtkommt. Die Kinder können selbst entscheiden, was und wo sie spielen wollen. Es gibt keine Gruppen, sondern lediglich Bezugserzieher. Aus der Rückschau denke ich, dass es zu Beginn und gerade in der Eingewöhnung schon schwer für sie war. Ich vergleiche dies gern mit dem Schweben in einem luftleeren Raum. Nicht zu wissen, wohin man gehört und auf sich allein gestellt zu sein, viele Entscheidungen alleine treffen zu müssen und auch auf die fremden Kinder zugehen müssen, um Freunde zu finden… Ich denke, für Kinder ist dies äußerst schwer. Vielleicht missverstehe ich das offene Konzept an dieser Stelle auch, aber ich denke, dass es MiniMotte hierdurch sehr schwer fiel Anschluss zu finden. Vermutlich ist es einfach so, dass nicht jedes Konzept für jedes Kind geeignet ist.

Ich möchte mit dem Thema Kindergarten bei ihr keinen Zwang und keinen Druck aufbauen, sie soll schon mit Freude hingehen oder zumindest möchte ich, dass selbst nach kurzem Abschiedsschmerz, der sicherlich auch normal wäre, sie mit ihren Freunden spielt und nicht einfach die Zeit abwartet, bis ich wieder da bin. An diesem Punkt sind wir jetzt eigentlich ganz gut angekommen. In den Kindergarten zu gehen, wird nie ihr Highlight sein, aber das muss es auch nicht. Ich entscheide jeden Tag neu und lasse es auf mich zukommen. Es muss sich gut und richtig für uns anfühlen und ihr muss es dabei gut gehen. Ich denke, dass ich das als Mutter am besten entscheiden kann und dieser Kompetenz lasse ich mich auch nicht berauben.

Wie verlief der Start in den Kindergarten bei euren Kindern? Konnten Sie sich leicht lösen oder gab es Schwierigkeiten? Ich freu mich auf euer Feedback.

 

Allerliebste Grüße

Eure

Sylvi

6 thoughts on “Kindergarten – Unsere on/off-Beziehung

  1. Beide Kinder hatten keine Probleme bei der Eingewöhnung. Sie verliefen sehr schnell und beide waren nach 2 Wochen komplett eingewöhnt, auch sie wurden nach dem Berliner Modell eingewöhnt. Mittlerweile geht meine Große in den Hort der Einrichtung und sie findet es immer noch klasse. Klar, wenn sie weiß das ich mittags zuhause bin, kommt sie auch gerne mal nach der Schule nach Hause, was ja auch vollkommen in Ordnung ist. So haben wir mal ein bisschen Zeit für uns, bevor der Kleine abgeholt wird. Bei uns ist ehr mal das Problem, dass es Ärger gibt, wenn sie nicht in die Einrichtung können.

  2. Hier half es mir, dass die Erzieherinnen mir sagten, wenn sie *mal* nicht in den Kindergarten wollen ist es so wie bei uns Erwachsenen: Wir haben auch nicht immer Lust auf Arbeit. Aber bei Euch klingt es schon noch etwas mehr wie „Keine Lust auf DiESEN Kiga“ ;(. Vielleicht mag sie ihn mehr, wenn sie nochmals ne Ecke älter ist. Ich drück die Daumen!

    1. Hey, freu mich, dass du mich gefunden hast…
      Schön, dass bei euch alles reibungslos lief. Null-Bock-Tage sind wirklich völlig normal, aber wenn das ein Dauerzustand ist, dann sind es doch meist andere Gründe, die die Ursache sind. Momentan läuft es aber auch bei uns ganz gut! Gruß Sylvi

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