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München, 22.07.2016

25. Juli 2016 Sylvi 0Comment

Genau 5 Jahre nach  den Anschlägen von Oslo und Utøya müssen wir in München Opfer beklagen, die am Freitag bei dem Amoklauf eines 18jährigen Schülers ums Leben kamen.

Ein weiterer Amoklauf eines Schülers, nach Erfurt, Emsdetten und Winnenden und leider vielen anderen mehr. Oft sind Probleme in der Schule bzw. Mobbing ein Motiv der Täter. Auch bei dem Amoklauf in München vermutet man mittlerweile, dass eine psychiatrische Erkrankung ein mögliches Tatmotiv sein könnte. Wobei eine solche Tat vermutlich nicht nur auf einen Auslöser zurückzuführen ist. Meist scheint es eine Kette von Ereignissen und negativen Erfahrungen bzw. eben eine psychische Erkrankung zu sein, die dafür sorgt, dass aus einem jungen Menschen ein Täter wird. Wie auch bei dem Amokläufer von Emsdetten wurde auch der 18jährige Münchner vermutlich gemobbt.

Aus Mobbingopfern wurden Gewalttäter und ich frage mich, wie wir dies verhindern können. Angesichts der Parallelen zu anderen Amokläufen, was das Tatmotiv betrifft, stelle ich mir die Frage, welche präventiven Maßnahmen erforderlich sind und was wir verändern müssen, um solche Taten besser verhindern zu können.

Nach dem Amoklauf von Erfurt kam es beispielsweise zu Änderungen des Jugendschutzgesetzes, des Waffengesetzes sowie des Thüringer Schulgesetzes. Ich erinnere mich, dass vor allem die Änderungen des Waffengesetzes und des Schulgesetzes medial heiß diskutiert wurden. Die beschlossenen Änderungen waren notwendig und richtig und eigentlich längst überfällig.

Doch allein die Änderung von Gesetzen wird uns nicht vor weiteren Amokläufen dieser Art schützen, denn wer an eine Waffe gelangen möchte, der findet einen Weg, wie auch der neueste Fall aus München zeigt. Der Münchner Schüler befand sich bereits in psychiatrischer Behandlung, dennoch konnte dieser Amoklauf nicht verhindert werden. Auch mir ist klar, dass selbst mit dem besten Netz aus Präventivmaßnahmen und weiteren Gesetzesverschärfungen wird es uns nicht gelingen Sicherheit zu garantieren.

Dennoch, und davon bin ich fest überzeugt, lohnt es sich den Bereich präventiver Unterstützungssysteme auszubauen. Wir benötigen mehr Schulpsychologen, mehr Weiterbildungen für Lehrer und didaktisch gut aufgebaute Schülerprojekte etwa zum Thema Mobbing.

Natürlich wird nicht aus jedem Mobbingopfer ein Amokläufer, doch es ist dennoch erschreckend wie viele Kinder bereits Erfahrungen mit Mobbing machen mussten. Auch meine Tochter, die nach den Ferien die vierte Klasse besucht, war bereits ein solches Mobbingopfer und der Vorfall blieb vom Lehrer völlig unbemerkt. Nur auf Grund unseres feinen Gespürs als Eltern haben wir bemerkt, dass etwas nicht stimmt und das Gespräch mit ihr gesucht. Wir zeigen Interesse für unsere Tochter und für ihre Gefühlslage. Viele Eltern tun dies, aber gerade Jugendliche, die sich mitten im Abnabelungsprozess befinden, schotten sich manchmal richtiggehend ab vor ihren Eltern. Dann braucht es andere, die hinhören, die Interesse zeigen und die Belange ihrer Mitmenschen, ihre Äußerungen und Auffälligkeiten ernst nehmen.


 

Zivilcourage zeigen, achtsam sein, Hilfe anbieten, all das kann niemals verkehrt sein.

 


 

Wir werden nie 100 Prozentige Sicherheit garantieren können, auch wenn uns dies manch ein Politiker gerne suggerieren möchte, aber wir können versuchen unsere Mitmenschen in all ihren Facetten wahrzunehmen und bei Problemen an ihrer Seite zu sein. Das ist etwas grundsätzliches, was ich mir von meinen Mitmenschen, von unserer Gesellschaft, wünsche! Und ich glaube, in einer Zeit, in der viele nur mit sich beschäftigt sind, tut es manchmal ganz gut daran zu appellieren auch die Menschen im direkten Umfeld nicht aus dem Blick zu verlieren.

Der Amoklauf von München ist nun gerade erst ein paar Tage her. Die Hintergründe der Tat werden vermutlich nie gänzlich aufgeklärt werden können. Doch wir werden uns an dieses schreckliche Ereignis und an die Opfer erinnern, genauso, wie an die Opfer von Erfurt, Emsdetten oder Winnenden.

Ich bin immer noch sprach- und fassungslos…

 

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